Tag 20 – PALMSONNTAG

Heute beginnt die Karwoche. Heute – so sagt uns die Kirche in der heutigen Liturgie – treten wir ein in die Feier der österlichen Geheimnisse.

Für alle Alkovener/innen: Thomas wird heute Palmzweige segnen, ihr könnt sie vor dem Südportal unserer Kirche abholen – solange der Vorrat reicht😉

Für alle: es gibt es eine Möglichkeit, eure Zweige daheim selbst in eurer Hauskirche zu segnen: Segnung Palmzweige

Ich möchte euch herzlich einladen, heute in diese Karwoche mit unserem Bischof einzutreten – um 10 Uhr feiert er in der Priesterseminarkirche in Linz den Palmsonntagsgottesdienst, der live auf LT1 übertragen wird. Hier findet ihr den Ablauf des Gottesdienstes: Ablauf Palmsonntag

Heute – wir wissen das – ist der Gottesdienst zweigeteilt – zuerst gibt es da die Prozession, bei der wir im Evangelium vom Einziehen Jesu in Jerusalem hören. Dann – in der Kirche hören wir die Passion, die Erzählung des Leidens und Sterbens unseres Herrn.

Weil mir alle drei Lesungen in der Kirche heute so wichtig scheinen, möchte ich kurz auf alle blicken, um dahinter zu kommen, was denn Tieferes hinter dem heutigen Tag steckt. Die erste Lesung stammt aus dem Alten Testament, aus dem Buch des Propheten Jesaja. (Jes 50,4-7) Diese Stelle spricht vom sogenannten Gottesknecht. Da heißt es heute: „Ich wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und denen, die mir den Bart ausrissen, meine Wangen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. Doch Gott, der Herr, wir mir helfen; […] ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.“

Jetzt ist wohl allen klar, um wen es sich da handelt, wer sich da nicht gewehrt hat, wer seinen Rücken denen hingehalten hat, die ihn schlugen, wer sein Gesicht nicht vor ihnen verborgen hat. Der Herr selbst ist dieser Mensch.

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Im direkt nach dieser Lesung folgenden Psalm heißt es: „Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf […] Sie durchbohren mir Hände und Füße. Man kann all meine Knochen zählen; sie gaffen und weiden sich an mir. Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand. […] Erschauert alle vor ihm, ihr Nachkommen Israels.“ So, wie es im letzten Vers geheißen hat, so geht es mir bei diesen Worten. Ich erschauere vor ihm. Ich erschauere vor diesem Geheimnis seiner Person, vor diesen Worten, die aus dem Alten Testament stammen, also lange vor Jesu Geburt geschrieben wurden. Ich erschauere, weil diese Worte so genau das beschreiben, was Jesus erlebt und gefühlt hat – ohne dass Jesaja oder der Verfasser dieses Psalmes Jesus persönlich erlebten.

Die darauffolgende Lesung stammt aus dem Neuen Testament. Paulus sagt da: „Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen, er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: ‚Jesus Christus ist der Herr‘ – zur Ehre Gottes, des Vaters.“ (Phil 2,6-11)

Diese Worte, so müssen wir wissen, stammt von einem, der von Jesus ergriffen worden ist. Der in seinem Leben Christus selbst erfahren hat. Der ihn gespürt hat. Dieses Ergriffen-Werden von Christus war so groß, dass es sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hat. Paulus sagt uns also hier, wer der ist, von dem in den beiden vorherigen Stellen aus dem Alten Testament die Rede ist: Es ist Jesus Christus, der Gott gleich war, der aber nicht dabei blieb – eigentlich ein interessanter Gedanke – das hätte er auch machen können; er hätte sagen können, ich bin Gott und bleibe dabei, ich bleibe unnahbar, den Menschen entzogen. Das hat er aber nicht, sondern gerade im Gegenteil: Er ist nicht dabei geblieben, sondern hat sich entschieden, Mensch zu werden. Das haben wir an Weihnachten gefeiert – Gott ist in Jesus in diese Welt eingetreten und ist so wie wir geworden. Er ist eine reale Person geworden, er hat ein Gesicht bekommen, seitdem kann man mit ihm reden und ihn angreifen.

Und dann erzählt Paulus das, was jetzt in dieser Woche geschehen wird. Man könnte sagen, das ist die genaue Beschreibung dieser Woche, die jetzt vor uns liegt: Jesus wird sich erniedrigen und gehorsam sein bis zum Tod am Kreuz. Er geht so weit, dass er sich ans Kreuz schlagen lässt – gekreuzigt werden nur Verbrecher, Menschen, die schlimmes getan haben. Er geht so weit, dass er sich auf eine Ebene mit diesen Menschen begibt. Er befindet sich in seinem Sterben an dem Punkt, an dem sich tiefer ein Mensch nicht befinden kann. Und gerade dieser Punkt wird durch ihn verwandelt.

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In der Passion (heute Mt 26,14-27,66), im Leiden unseres Herrn Jesus Christus, hören wir, welchen Weg Jesus da gegangen ist. Vielleicht tut sich jetzt bei euch die Frage auf, warum wir denn jetzt am Beginn der Karwoche bereits die gesamte Leidensgeschichte hören. Auch ich habe mich das viele Jahre lang gefragt. Jetzt ist mir bewusst geworden, warum das so ist.

Die Kirche gibt uns heute am Beginn der Woche die Passion mit, damit wir uns bewusst werden, worum es jetzt in den nächsten Tagen geht. Es geht nicht um eine letzte „zache“ Woche, um dann kommenden Sonntag endlich Ostern feiern und gut essen zu können. Vielmehr ganz im Gegenteil. Wir müssen uns in dieser Woche – in dieser Woche, die wir daheim verbringen – auf etwas gefasst machen, weil jetzt die größten und tiefsten Tage unseres Glaubens auf uns zukommen. In diesen Tagen feiern wir das, was uns als Christen ausmacht. Wir treten jetzt in diese Tage ein, die wir mit unserer Existenz bekennen.

Treten wir heute bewusst – mit Jesus an unserer Seite – in diese Woche ein und lassen wir es zu, dass Er selbst uns in den nächsten Tagen noch tiefer in sein Leben, in sein Leiden und Sterben hineinführt.

Ich würde mich sehr freuen, wenn wir heute – über die Kommentare – gemeinsam darüber nachdenken, was Jesus uns in dieser Woche schenken möchte. Sehr gerne können wir auch über offene Fragen in den Austausch kommen.

Eure Angela

Ein Kommentar zu “Tag 20 – PALMSONNTAG

  1. Ich denke Jesus schenkt uns am Ostersonntag die Erlösung durch seine Auferstehung. Doch bis es soweit ist, glaube ich, möchte er dass wir an seinem Leiden Anteil nehmen und durch das Fasten ein Stück weit mit ihm diesen schweren Weg gehen. Dadurch, dass wir uns darauf einlassen, schenkt er uns die Fähigkeit der Empathie, dass wir Not und Ungerechtigkeiten in unserem Alltag erkennen und empathisch mit Menschen in Not umgehen können, ohne dass wir, wie Petrus, Angst haben müssten dass unser Mitgefühl verachtet werden könnte, weil am Ende doch die Auferstehung / die Gerechtigkeit siegt.

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